Lips Tullian und seine Spießgesellen

Lips-Tullian, der in der Zeit von 1702-1715 in Sachsen, vornehmlich in unserer Gegend sein Unwesen trieb, war der Anführer einer Bande, die in den dichten Waldungen des Colmnitztales ihre Zusammenkünfte abhielt und tolle Orgien feierte. Bei seinen Verfolgungen durch Gerichtsdiener, Jäger oder Soldaten flüchtete Tullian dann oft zu einem Samuel Schmieder in Niederbobritzsch. Bei diesem Hehler nahm er verstecktes Quartier, und von hier aus führte er viele Einbrüche durch. Der Volksmund erzählt, dass vom Gut Nr. 147 (wahrscheinlicher Besitz des S. Schmieder) nach der Diebeskammer ein unterirdischer Gang führen soll, der die Bande bei Gefahr in Sicherheit brachte. Beweise hierfür fehlen jedoch. Bei einer seiner Verfolgung im Jahre 1711 erstach er einen Beamten in Freiberg, wurde gefangen genommen und nach der Staupe (Züchtigung am Schandpfahl) in die Festung nach Dresden eingeliefert. 1713 plante er einen Ausbruch. Er hatte bereits gute Vorarbeiten geleistet, als ein Mitgefangener das Vorhaben anzeigte. Eine Untersuchungskommission fand die Aussagen bestätigt. LipsTullian leugnete. Nachdem er 26 Tage, in schwere Eisen am Halse, an den Händen und Füßen geschmiedet, verharrt hatte, seine Hände bereits angeschwollen waren und eiterten, brach seine Kraft. Als er vor die Untersuchungskommission geführt wurde, "stunde er zwar anfangs gantz unbeweglich und gleichete mehr einem harten unveränderlichen Stocke, als einem vernünftigen Menschen"; als man ihn aber eindringlich ermahnte, "fing er an, seinen bisherigen elenden Zustand zu beklagen, und erinnerte insonderheit, dass er nunmehro in 12 Jahren kaum 2,5 Jahre in der Freyheit gewesen, die übrige Zeit aber alle in Ketten, Banden und Gefängnissen liegen müssen". Er war des Lebens müde und wollte nun bekennen. Zuerst gestand er über 40 Verbrechen, an 12 andere erinnerte er sich erst später. Sein wahrer Name sei Phillipp Mangstein. Erst kurz vor seiner Hinrichtung nahm er diese Angabe zurück und nannte sich nun Elias Erasmus Schönknecht. Seinen jetzigen Namen (Lips-Tullian) legte er sich bei. Er gab an, 42 Jahre alt und unweit Straßburgs geboren zu sein. Sein Vater sei ein lothringischer Leutnant gewesen. In seiner Jugend habe er nichts gelernt. Dies erschien den Richtern zweifelhaft, da er Bibelsprüche und Liederverse ansagen konnte. Das Tanzen, Fechten und Zeichnen verstand er sehr gut, was auf eine solide Erziehung schließen ließ. Bis zu seinem 27. Lebensjahr habe er sich wohl aufgeführt. Dann musste er wegen eines Kameradenmordes aus seinem Dragonerregiment fliehen. Er floh nach Prag, wo er das schändliche Räuberhandwerk erlernte. Über Böhmen, Mähren und Schlesien kam er nach Sachsen. Hier hatte er mit seinen Kumpanen vor allem Kirchen ausgeraubt; aber auch Besitzende wurden überfallen und ihrer Wertgegenstände und des Geldes beraubt. Er gestand zum Beispiel Einbrüche in Colmnitz, Pretzschendorf, Tuttendorf, Rechenberg, Hermsdorf und anderen Orten. Die Überfallenen wurden des öfters schwer misshandelt.

Am 8. März 1715 wurde ihm die gerechte Strafe zuteil, als er mit vier seiner Spießgesellen auf dem Sande über Alt-Dresden hingerichtet wurde.

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